Zu einer jähen Pause zwang ein Gewitter das Thalmässinger Freibadfest. Vor und nach dem Wetterintermezzo aber genossen die Besucher die Spiele, lieferten sportliche Höchstleistungen, kosteten das Angebot der Ortsgemeinschaft Alfershausen vom Grill und informierten sich über das neue Sanitätsmaterial der Wasserwacht Thalmässing.
Mit 30 Grad, gut gefüllten Teilnehmerlisten, einem verlockend brutzelnden Grill und vollbesetzter Liegewiese starteten die Wasserwacht und Gemeinde Thalmässing und die Dorfgemeinschaft Alfershausen ins diesjährige Badfest. Es schien die richtige Entscheidung gewesen zu sein, die Veranstaltung aufgrund der frischen Temperaturen von Freitag auf Sonntag zu verschieben.
Bester Laune begannen die Schwimmer, sich im Brustschwimmen über 50 Meter zu messen. Schon in der Altersklasse unter 8 Jahren maßen sich mit Eyleen Somann und Veronika Eggel zwei fleißige frischgebackene Wassernixen in einem Wettkampf, den Eyleen mit weniger als einer halben Sekunde Vorsprung gewann und der beiden einen dicken Applaus einbrachte. Die 8-10-Jährigen sprengten sogleich die Anmeldeliste der Wasserwacht. Aus dem beeindruckenden Starterfeld setzte sich am Ende Dominik Paul mit 56,56 Sekunden und fünf Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten durch. Damit schlug er sogar die Erstplatzierte der Erwachsenenwertung. Nur einige Teenies der 11-13-Jährigen waren noch schneller unterwegs – allen voran Wasserwachtlerin Yvonne Obermeyer mit respektablen 48,00 Sekunden. Bestzeiten feierten auch die Eltern der Nichtschwimmer, die unter Aufsicht der Wasserwachtjugend im flachen Wasser einen Hindernislauf absolvierten. Nach dem Überqueren der Startlinie bei den bunten Fischen galt es, die auf den Boden gemalte Seeschlange entlangzustürmen, einen Wasserball in einen schwimmenden Basketballkorb zu werfen, einen Fisch-Tauchring vor der Schildkröte zu retten und den Endspurt zum knallgelben Rochen zurückzulegen. Für alle tapferen Wasserkämpfer – wie Elias, der sich im Bauchplatscher über die Ziellinie warf, und Milan, dem kleinsten Teilnehmer, dem das Wasser im Ziel noch weit über den Bauchnabel reichte – gab es bei der Siegerehrung für alle Medaillen, Urkunden und Spiele. Die Kleinsten waren gerade fertig damit, Enten und Tischtennisbälle mit zwei „Schaufelhänden“ ins sichere Zuhause im Gymnastikreifen zu transportieren, als kurz vor 17 Uhr die ersten Donnerschläge rollten. Das bedeutete „Gewitterwarnung, Becken unverzüglich räumen!“ und Zwangspause für alle Teilnehmer auf der bunt wimmelnden Wasserfläche.
Kurzerhand eilte Bürgermeister Georg Küttinger herbei, um die Siegerehrung für die bereits absolvierten Wettbewerbe vorzuziehen. Er überreichte Medaillen und Preise vom Geschenketisch, der noch gut gefüllt gemeinsam mit den Veranstaltern auf Besserung des Wetters wartete. Knapp eine Stunde lang war ihnen das jedoch nicht vergönnt und ein Gewitterregen vertrieb alle unters Dach, viele nach Hause und die Alfershausener Grillmannschaft aus ihrem Pavillon, das einem heftigen Windstoß zum Opfer fiel. Die Ortsgemeinschaft hatte die kulinarische Verpflegung der Gäste übernommen und nutzte das Badfest, um mit dem Erlös des Gegrillten die Sanierung ihrer Dorfkirche St. Martin zu unterstützen. Peter Knoll nahm die Laune des Wetters sportlich: „Was wollen wir machen! Wir ziehen um und machen weiter“, kommentierte er den unbrauchbar zusammengeknickten Unterstand. Im improvisierten Ersatzquartier verpflegte das Team die wartenden Festgäste während des Gewitters mit Bratwurst- und Steaksemmeln, Grilltellern und wärmenden Waffeln.
Auch wenn viele Gäste nach Hause flohen, tanzten doch gegen 17.30 Uhr schon wieder die ersten Kinder unter Frisbees durch den nachlassenden Regen. „Ab in den Süden, der Sonne hinterher“, sangen noch die Wasserwacht-Mädels im sicheren Trockenen und bald verkündete Moderator Jan Kremer nach einem Blick aufs Regenradar Besserung und bat: „Nicht weglaufen! Um sechs scheint ziemlich sicher wieder die Sonne!“ Der „Sunshine-Reggae“ aus den Lautsprechern lockte um 17.45 Uhr sogleich die ersten Sonnenstrahlen wieder hervor und kurz darauf pfiff Bademeister Dmytro Urvantsev zur Fortsetzung.
Die Unverdrossenen stellten sich noch dem Streckentauchen, Kraulsprint und Tauziehen zu Wasser. Beim Tauchen gewannen Moritz Stromberger mit 14 Metern (bis 10 Jahre), Yvonne Obermeyer mit 31 Metern (11-13 Jahre) und Jürgen Stromberger mit 39 Metern (über 14 Jahren) und auch die Kraulschwimmer zauberten mit Gewinnerzeiten von 35,53 Sekunden (Jonas Wechsler, unter 14 Jahren) und 32,39 Sekunden (Leon Sieghardt, über 14 Jahren) Beeindruckendes ins Wasser. Die diesjährige Premiere beim Tauziehen der Schwimmer fiel mangels Teilnehmer fast ins Wasser, aber immerhin 4 Teams rangen eisern um die kräftezehrenden Meter.
Als kurze Verschnaufpause folgten die große Siegerehrung und die Spendenübergabe der Wasserwacht. „Eher zu einer Materialübergabe“, begrüßte Vorsitzende Sandra Lehnert das Publikum und danke allen, die im Frühjahr dem Aufruf im Spendenbrief der Thalmässinger Wasserretter gefolgt waren und für ein Sanitätsset gespendet hatten. „Mit rund 60 Spendern hatten wir im Kreisverband die höchste Spendenbeteiligung und der Gesamtbetrag von mehr als 3000 Euro ist eine unschätzbar wertvolle Unterstützung für uns“, drückte sie den Dank der Ortsgruppe aus. Zur ursprünglich geplanten Anschaffung eines Trainingssets habe es eine „kleine Kehrtwende“ gegeben, erläuterte sie, denn nach dem Spendenaufruf habe der Kreisverband zum einen überraschend ein sehr gutes Angebot für Übungsmaterial bekommen, auf das die Thalmässinger nun uneingeschränkten Zugriff haben, und zum anderen sei das Thema Sanitätsausrüstung durch die Stationierung eines Mannschafts- und Einsatzleiterfahrzeugs in Thalmässing „dem Übungslevel entwachsen und ernst geworden“, fasste sie die Entwicklung der vergangenen Monate zusammen. Deshalb hat die Ortsgruppe in Absprache mit der Kreisverbandsleitung nun von den Spendengeldern einen Sanitätsrucksack, einen „scharfen“ Defibrillator, wie die Helfer das Gerät für den Realeinsatz nennen, und ein Sauerstoffset beschafft. Bettina Kremer, die als technische Leiterin der Ortsgruppe für Ausbildung und Material verantwortlich ist, stellte sowohl das Übungs- als auch das Einsatzmaterial vor. „Mit dem Ambu-Man haben wir nun eine Übungspuppe, die auch intubierbar ist und eine moderne Auswertung für die Qualität der Beatmung und Herzdruckmassage möglich macht“, erklärte sie den Plastiktorso, der auf einer Anzeigetafel am Rumpfende dem Übenden über zahlreiche LEDs sofort Rückmeldung gibt. Eine Sauerstoffflasche vervollständigt nun die Ausrüstung im Freibad. „Das war schon lange auf unserer Liste gestanden und jetzt können wir unseren ehrenamtlichen Sanitätern bei der Aufsicht auch dieses sehr sinnvolle Zusatzmaterial an die Hand geben“, zeigte sich Kremer erleichtert über den großen Schritt. Sie demonstrierte einem neugierigen Kreis von Kindern und Erwachsenen aus der großen schwarzen Sanitätskiste außerdem den Übungsdefibrillator, der keine Stromstöße abgibt und der Ausbildung dient, Larynxtubus und Beatmungsbeutel. Kremer und Lehnert dankten besonders Dr. Eduard Eberle aus Thalmässing und Marlies Bernreuther von der Pyraser Landbrauerei, die einen Löwenanteil für die Finanzierung des neuen Materials gestemmt hatten. Sie erhalten, ebenso wie alle weiteren Großspender, von den Rettern einen Gutschein zum „Lebenretten lernen an einem Abend“, einem Angebot der Thalmässinger Wasserwacht im September, an dem sie gemeinsam mit der Wasserwachtjugend mit der neuen Ausrüstung die Herz-Lungen-Wiederbelebung erlernen oder auffrischen können.
Frisch aufgewärmt und aus dem Frotteehandtuch gepellt sprangen im Anschluss einige Dutzend Badegäste mit Geschrei wieder ins Becken, um beim Wurstdosentauchen eine der begehrten Büchsen zu ergattern. Beim anschließenden Sautrogrennen der Marktgemeinde hatte das Wetter seinen Tribut gefordert. Von 16 gemeldeten Teams traten nur noch 9 an. Manch ein Trog schnell und schnittig, manch einer mit Biegen und Brechen, Schaukeln und Schwanken wurde über die 50-Meter- bzw. 100-Meter-Strecke getrieben. Groß war das Rätselraten über die erzielten Zeiten. „Unsere Wende war richtig elegant“, baute Anna-Lena Renner auf die B-Note. Aber auch das Tempo ihres Teams war herausragend und so siegte das Duo mit dem erfolgsversprechenden Namen, Anna-Lena und Reinhilde Renner in der „Rennsemmel“, mit komfortablem Vorsprung und einer Zeit von 2:13 Minuten über 100 Meter. „Eine ganz neue Erfahrung“, war das für die Drittplatzierten, die in den Vorjahren das Siegerpodest fast fest gepachtet gehabt hatten und nun den Damen anerkennend Applaus spendeten.
Trotz der gewittrigen Unterbrechung zogen Wasserwacht und Grillteam am Abend eine zufriedene Bilanz. Beim abschließenden Nachtschwimmen turnten zwar nur noch etwa ein Dutzend Kinder auf der Wasserwippe, aber auch ein paar einzelne Schwimmer kamen noch extra zum spätabendlichen Schwimmen ins atmosphärisch beleuchtete Freibad und zogen zu sommerlichen Klängen ihre abschließenden Bahnen.
Text Hilpoltsteiner Kurier, 01.08.2017 (bearbeitet)